Dumme Sprüche zum Übergewicht – bitte mal kurz nachdenken!

Das Kämpfen gegen das Übergewicht ist eine Lebensaufgabe. Das weiß Kathrin Hoffmann ganz genau. Sie kennt auch den Umgang mit den damit verbundenen, oft unangenehmen Sprüchen. Übergewichtige Menschen sind oft Zielscheiben dummer und unüberlegter Bemerkungen. In der Hoffnung, vielleicht doch ein paar Sprücheklopfer zu erreichen und zum Nachdenken zu bringen, redet Kathrin (45) in diesem Newsletter-Artikel ganz offen über verletzende Formulierungen.

„Es geht nicht nur um die Gedankenlosigkeit der Sprüche, es geht auch darum, dass das Gegenüber nur unser Gewicht sieht, aber nicht an Ursachen denkt oder an unseren Kampf gegen das Problem. Auch daran zu denken, was solche Sprüche anrichten könnten, liegt leider manchmal fern. Ganz generell möchte ich alle, die diesen Text lesen, dazu aufrufen, unseren Kampf gegen die Kilos mit Sympathie zu unterstützen. Dann fällt uns allen das Leben leichter.”

Jetzt aber rein ins Thema mit Kathrin.

„Ich hatte gerade erst so ein Erlebnis. Wir habe uns über Hosen unterhalten. Hosen hängen in der Kniekehle, es ist kein Hintern mehr sichtbar und so weiter. Da fiel dann der Spruch: Na, die einen haben gar keinen Hintern und die anderen viel zu viel davon.“

„Wenn Du übergewichtig bist, beziehst Du das automatisch auf Dich und ärgerst Dich aus mehreren Gründen darüber. Man nimmt sich dann fest vor, dem nächsten Sprücheklopfer mal kontra zu geben. Aber dazu kommen wir noch.“

Grundsätzlich gibt Kathrin Hoffmann den Tip: „Zieht euch als Betroffene nicht in die Rolle zurück, solche Sprüche aushalten zu müssen und nehmt sie nicht immer gleich an. Oft hilft ein klares Wort, dass man so ein Framing uncool findet – auch wenn dann vielleicht noch ein ‚Hab Dich nicht so, wir kennen uns doch‘ oder ‘Du weisst doch wie ich das meine‘ kommt. Wichtig ist, einen Denkprozess auszulösen.“

Beginnen müssen wir dort, wo es sehr weh tut. Beim Klassiker. Übergewichtige Frauen hören den folgenden Spruch leider doch recht oft:

Sag mal, bist Du schwanger? Haha…

Kathrin Hoffmann wird richtig sauer: „Sowas ist Gipfel der Unverschämtheit, weil es ja direkt in die Intimsphäre geht. Nicht nur die des Gewichts, sondern generell über jede Grenze. Vielleicht hat die Frau sogar einen unerfüllten Kinderwunsch im Kopf. Dann wird es ganz schwer, das zu ignorieren. Ich frage mich dann immer: Wie unsensibel kann man denn sein als Mensch? Wie unzufrieden muss man mit sich selbst sein, um so etwas rauszuhauen? Oder wie oberflächlich?“

Kathrin erzählt aus ihrem Leben. „Bei mir in der Familie war eigentlich niemand richtig übergewichtig. Ich war also auch kein dickes Kind. In Richtung Pubertät nahm ich dann zu und irgendwann wurde bei mir dann eine Schilddrüsen-Unterfunktion festgestellt. Nach der Pubertät begannen dann auch meine Probleme. Mehrere Diäten, Ernährungsumstellungen, mehrere Ab- und Zunahmen. Der klassische Teufelskreis. Bei 1,56 m Körpergröße sind meine jetzt 87 Kilo einfach viel zu viel. Zum Glück für mein Gemüt habe ich die 100 nach oben noch die durchbrochen, war aber kurz davor – aber mit Geduld, Disziplin und noch mehr Geduld möchte ich dauerhaft auf 65 bis 70 Kilo kommen.“

Zum Abnehmen nutzt sie die Fit+Feelgood Produkte von Layenberger.  „Das funktioniert auch wunderbar, wenn man konsequent ist und sich an die Regeln hält. Keine Frage, die Shakes schmecken auch richtig gut und die Geschmacksvielfalt unterstützt zusätzlich beim Durchhalten. Eigentlich wäre das Thema damit erledigt. Aber das dauerhafte Halten des erreichten Gewichts ist bei mir – wie bei vielen anderen Menschen – ein großes Problem. Mir fehlt da wirklich die absolute Disziplin, obwohl ich ja weiß wie es geht.”

Ihre Erfahrungen gibt sie in der unabhängigen Facebook Gruppe „Layenberger Fit+Feelgood + Diet 5“ weiter. Zusammen mit zwei weiteren Admins – Christin und Jasmin – berät und motiviert, tröstet und korrigiert sie die Aktiven unter den fast 4800 Followern.

„Ich weiß aus vielen Gesprächen, wie sehr uns die Sprüche zum Dicksein verletzen. Wie sauer, wütend und frustriert übergewichtige Menschen sind, wenn wieder mal jede Rücksicht außer Acht gelassen wurde und was für Folgen für die Psyche das haben kann.”

Für all‘ jene, die dringend Nachholbedarf in Empathie brauchen, und für jene, die oft „Opfer“ der Sprüche sind und hier Trost finden möchten, listet Kathrin noch ein paar schlimme Beispiele auf.

Du hast zugenommen. Mach doch einfach mal eine Diät oder iss mal weniger.

„Wie arrogant und anmaßend! Woher weißt Du, was und wie viel ich esse? Ich wiederum weiß vermutlich mehr über Ernährung, Stoffwechsel, Kalorienzahl und den körperlichen Grund- und Gesamtumsatz als Du und die Bewohner Deiner Straße zusammengenommen. Und zum Thema Diäten könnte ich in jeder Talk Show auftreten. Jede Übergewichtigkeit ist ein Einzelfall, ein besonderer Fall – mit oft auch unschönen Hintergründen. Mir das Kämpfen abzusprechen, beleidigt mich doch immer wieder sehr.“

Lieber den Magen verrenkt als dem Wirt was geschenkt!

„Dieser Spruch ist ein ganz anderes Kaliber. Nicht bösartig, aber gefährlich. Übergewichtige möchten wirklich nicht zum Essen gedrängt werden. Es ist gut, wenn wir etwas auf dem Teller liegen lassen, weil wir satt sind. Ich verstehe, dass dieser Spruch aus einer Zeit kommt, in der viel mehr Mangel herrschte. Und ich verstehe auch, dass viele Restaurants große Portionen als Werbung betrachten. Aber lasst bitte solche passiv aggressiven Sprüchen. Danke.“

Ich verstehe gar nicht, dass Du dick bist, Du bist doch echt intelligent?

„Da steckt der Fehler schon im Spruch selbst! Ja, ich bin eine intelligente, selbstbewusste, mitten im Leben stehende Frau – und trotzdem habe ich Übergewicht. Auf Festivals und Konzerten eskaliere ich aber wie jede und jeder andere auch und sitze nicht nur rum und gucke zu – das nur mal als Beispiel. Also, Sprücheklopfer, könntest Du bitte mal über das Gesagte nachdenken. Eigentlich müsste es dann auch bei Dir klingeln: Intelligenz und Dicksein haben nichts miteinander zu tun. Und in jeder anderen Kombination auch nicht.“

Kathrin Hoffmann hat das alles schon erlebt. Deshalb hat sie selbst einen Konterspruch im Arsenal. Er wird nur selten angewendet, aber es passiert doch hin und wieder.

“Es gibt ja wirklich so Exemplare, die sich an Übergewichtigen richtig abreagieren. Da hilft dann für mich nur noch die direkte Ansprache:

Okay, ich hab’s verstanden – ich bin dick. Du bist dumm. Ich kann abnehmen, aber was machst Du?“

Treffer, versenkt. Danke, Kathrin, für den dornigen Weg durch dieses schwere, aber wichtige Thema!