Fit in den Schnee – Die besten Tipps für die Winter-Fitness

Fit in den Schnee - die besten Tipps für die Winter-Fitness

Der Winter kommt. Wir spüren es auch ohne Blick auf den Kalender und ohne uns auf den Disput zwischen Meteorologen (Winteranfang 1. Dezember) sowie Astronomen (Winteranfang 21. Dezember) einzulassen.

Der Winter kommt – und damit steigt die Vorfreude auf den Wintersport. Piste oder Loipe, Rodelhügel oder einfach nur Wandern in (hoffentlich) tief verschneiten Wälder. In der kalten Jahreszeit haben die körperlichen Freizeit-Betätigungen ihren ganz besonderen Reiz. Sie stellen uns jedoch auch vor besondere Herausforderungen.

Weil dort, wo die Mehrzahl von uns wohnt, der Schnee immer seltener geworden ist, bedarf es gezielter Vorbereitung vor dem Aufbruch in den Winter-Urlaub. Sonst wird aus Schnee leicht Gips – und genau das gilt es zu vermeiden.

„Der kluge Kopf baut vor“, bekräftigt Dr. med. Ralf Brügel aus Schorndorf. Der praktizierende Kinderarzt (Jahrgang 1971) und positiv verrückte Sportfan ist auch ein begeisterter Skifahrer. Zusammen mit seiner Familie kann er sich einen Winter ohne kalte Leidenschaft beim Sport nicht vorstellen. „Wintersport räumt auch in der Seele auf“, ist seine These. „Wir spüren die Natur noch besser als im Sommer. Für mich ist das die Gelegenheit, etwas für die Fitness zu tun und gleichzeitig den vom Jahresstress vielleicht leergefahrenen Akku wieder aufzuladen.“

Hören wir Doc Ralf doch einfach mal zu, wenn er uns seine besten Tipps für die Winter-Fitness auflistet.

Tipps für die Altersgruppe fünf bis 17

„Das Wichtigste ist, dass Mama und Papa sich mit ihren Kids und Teenies mal richtig auf Augenhöhe treffen. Für diese Altersgruppe steht der Spaß über allem. Da geht es (noch) nicht um den Schwierigkeitsgrad einer Abfahrt oder die Länge eines Langlauf-Ausflugs. Wobei ich schon hier ein Warnsignal setzen möchte!“

„Langlauf ist für Kinder eine schwierige Sportart. Die Koordination von Armen und Beinen, das Gefühl für die unterschiedlichen Schneearten – das alles überfordert viele Kids. Und dann ist die Frustration nicht weit. Skifahren am Hang, Rodeln, Snowboarding oder auch Schlittschuhlaufen sind viel besser geeignet, um aus jungen Menschen echte Wintersport-Fans zu machen.”

„Grundsätzlich gilt: Überfordert eure Kids nicht. Auch wenn Mama und Papa toll Skifahren können, geht mit den Kids nicht immer an die schweren Hänge sondern auch mal auf den Anfängerhügel unten am Dorf-Lift, wo auch was ausprobiert werden kann. Und geht auch mal um 14 Uhr – zwei Stunden vor der Lift-Schlusszeit! – schon zurück in die Unterkunft für einen Spiele-Abend, wenn die Kids den Akku noch voll haben. Der Spaß soll im Vordergrund stehen – denn aus Spaß wächst Begeisterung.“

„Noch etwas für die Erwachsenen: Ja, es nervt, dass unsere Kinder so schnell aus ihren Sachen herauswachsen. Dazu ist es finanziell nicht immer leicht, da auf der Höhe zu bleiben. Aber mein Appell ist: Lieber sollten Papa und Mama mal auf die neueste, fancy Sonnenbrille oder das gerade so toll angesagte Gadget verzichten. Kinder haben es verdient, mit optimaler Ausrüstung an den Hang gehen zu dürfen. Also bitte vor dem Start zum Winterabenteuer Zeit einplanen, die Skischuhe und alles andere noch einmal – am besten von Profis – checken zu lassen.“

Fit in den Schnee - die besten Tipps für die Winter-Fitness
Für Kids und Teenies steht beim Wintersport der Familien-Spaß über allem.

Der Doc spricht natürlich aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung: „Kinder können meist noch nicht präzise artikulieren, wenn etwas nicht stimmt. Wenn ein Kind also über Probleme klagt, ruhig auch mal zum Kinderarzt gehen und den Bewegungsapparat überprüfen lassen. Das hilft nicht nur im Winter!“

Bevor wir den Eltern aber jetzt zu viel aufbürden, hier noch schnell der große Vorteil der späten Geburt: „Natürlich hilft Gymnastik in jeder Altersklasse. Aber ein normal aktives und nicht stark übergewichtiges Kind muss meiner Meinung nach keine Skigymnastik oder spezielles Wintertraining absolvieren. Da reicht das Kinderturnen in der Kita und Grundschule und die natürliche Aktivität dieser Altersstufe. Die Kids und Teenies sind so beweglich und durch ihr tägliches Leben in der Regel auch aktiv genug, das sollte als Vorbereitung reichen. Bei Kindern mit Gewichtsproblemen empfehle ich aber ein familiäres Mini-Trainingslager in den Wochen zuvor.“

Tipps für die Altersklasse von 18 bis 55

Der Doc erklärt: „Pauschalaussagen sind bei diesem weiten Spektrum natürlich kaum möglich. Mir geht es – auch aus eigener Erfahrung – darum, bei allen Wintersportlern die persönliche Verantwortung anzusprechen. Also bitte in einer ruhigen Minute mal vor den Spiegel stellen und ganz ehrlich den eigenen Körperzustand überprüfen.“

„Grundsätzlich sind wir Erwachsene leider zu Sitztieren geworden. Egal ob im Studium oder im Job, sehr oft auch in der Freizeit, sieht das moderne Leben doch so aus: Wir versuchen möglichst schnell und komfortabel von Punkt A nach B zu kommen, um uns dort hinzusetzen und Dinge zu erledigen. Lernen. Arbeiten. Quatschen mit Freunden.“

„Natürlich gibt es sehr viele Menschen, die nebenher Sport treiben, aber eben auch viele, die das im normalen Lebensumfeld überhaupt nicht oder nur ganz selten tun. Und an diese Gruppe wende ich mich besonders.“

“Wintersport findet – so ist das nun mal – auf glatten Oberflächen statt. Das sind Bedingungen, die im normalen Leben – hoffentlich – nicht so häufig vorkommen. Das heißt: Urplötzlich muten wir unserem Körper ganz andere Bewegungsabläufe und Belastungen zu. Darin liegt eine Gefahr.“

„Gelenke, Sehnen und Bänder sollten unbedingt auf den Wintersport vorbereitet werden. Um so einen vollen Tag Skifahren gut und sicher durchzustehen, braucht es Kraftausdauer, Schnellkraft, Koordination und Reaktionsschnelligkeit. Dabei werden gerade in der gehockten Position die Beine, Bauch, Rücken und Po besonders beansprucht – also sollten man auch diese Muskeln auf die Belastung des Wintersports vorbereiten.”

„Auf YouTube gibt es Tausende an kostenlosen Videos mit Übungen für die seitlichen Bewegungen, für die Balance und auch für Dehnübungen. Bitte unbedingt nutzen. Mein Vorschlag: Mindestens drei Mal pro Woche eine Viertelstunde in den drei Wochen vor Schnee und Eis.“

Dr. Ralf Brügel
Dr. Ralf Brügel

Der Doc wird jetzt sehr eindringlich: „Schnee und Gips sind von der Farbe ähnlich, aber ansonsten liegen beide Materialien sehr, sehr weit auseinander. Wintersport-Unfälle sind absolut kein Spaß. Ich selbst habe mich früher mit den Ski-Gymnastik-Videos von Rosi Mittermaier und Christian Neureuther vorbereitet. Heutzutage surfe ich ein wenig im Internet, suche mir ein Workout-Video aus – erst leicht, dann langsam steigern – und mache die Übungen vor dem Smart-Fernseher oder mit Blick aufs Handy einfach mit.“

„Gutes Körpergefühl ist für den Wintersport unerlässlich, weil es das Risiko von Verletzungen minimiert. Schnee statt Gips!“

Tipps für die Altersklasse von über 55

Dr. Ralf Brügel, der am liebsten in Österreich (Bad Gastein, Großarl) oder in Wengen/Schweiz über die Pisten wedelt, holt tief Luft und beginnt mit einer Warnung: „Gerade im Alter sind die möglichen Verletzungen beim Wintersport keine Lappalien mehr. Knochenbrüche, Schäden an Sehnen, Bändern oder Knorpeln heilen langsamer und im schlimmsten Fall gar nicht mehr vollständig. Also appelliere ich an die Vernunft, die das Älterwerden ja auch mit sich bringt.“

„Vernünftiger Wintersport im Alter sollte mit einer gewissenhaften Vorbereitung verbunden sein. Ehrlich Bilanz ziehen zum eigenen Körperzustand. Wie beweglich bin ich noch? Spüre ich früher nicht gefühlte Unsicherheiten in bestimmen Lebenssituation wie etwa beim treppab laufen? Bin ich vielleicht sogar in letzter Zeit Mal gestürzt? Das alles kann man auch mit seinem Hausarzt besprechen, ein guter Hausarzt hat für solche Sorgen immer ein offenes Ohr.“

„Und zum Training wieder der oben schon erwähnte Tipp: Wenn man keinen Kurs mit altersgerechter Ski-Gymnastik belegen will, dann gibt es online viele Anfänger-Videos für einfach Bewegungs- und Balanceübungen. Was früher Kniebeugen und Rumpfdrehen hieß, wird heute nur anders genannt, mit anderer Musik unterlegt und die Vorturnerinnen heißen plötzlich Fitness-InfluencerInnen. Aber wer ein bisschen sucht, findet für jedes Alter etwas, das er dann nachmachen kann.“

„Grundsätzlich applaudiere ich jedem Menschen, der auch mit 60, 70 oder noch älter auf den Skiern steht. Aber bitte die Vernunft walten lassen. Und wenn sich ehrlich eingesteht, dass es der Hang einfach nicht mehr sein kann, dann gibt es immer noch die Loipe, um den Winter aktiv zu genießen.“

Unser Experte Dr. Ralf Brügel mit einem seiner drei Kinder am Skihang.
Unser Experte Dr. Ralf Brügel mit einem seiner drei Kinder am Skihang.

Und noch ein Tipp zur Ernährung an einem langen Ski-Tag

„Natürlich gehört zu einem erfüllten Wintertag ein gutes Frühstück und bei all der Anstrengung auch die Nahrungsaufnahme zwischendurch. Aber gerade was den kleinen Hunger angeht, hat sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren enorm etwas entwickelt. Als Kinderarzt freut es mich, dass man weniger Süßigkeiten wie Schokolade und Gummibärchen sieht, dafür mehr Müsli am Frühstücks-Bufett und als Tages-Verpflegung mehr Protein-Riegel oder hochwertige Drinks. Generell gesagt: Da ist die jüngere Generation auf einem besseren Weg als es meine Altersstufe damals war.”

Danke, Doc Ralf, für diese punktgenaue Vorbereitung auf die Wintersport-Saison.

Und hier geht es zur digitalen Praxis von Dr. Ralf Brügel

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