Juli, lass es krachen! – Layenberger-Athlet Julian Rauchfuss vor der neuen Weltcup-Saison

Julian Rauchfuss beim Weltcup-Auftakt 2022/23 in Sölden.

Es ist der dritte Weltcup-Winter für Layenberger-Athlet Julian Rauchfuss – also hat er sich an die Fragerunden vor den Auftaktrennen schon gewöhnt. Aber eine der Sachen, die Reporter und andere Interessierte von ihm wissen wollen, ist neu:

„Wie fühlt es sich an, Julian, mit einer Olympischen Silbermedaille in die neue alpine Saison zu gehen?“

Die Profiantwort hat der 28-jährige aus Mindelheim im Unterallgäu längst abgespeichert. „Einerseits kann mir diesen Erfolg keiner mehr nehmen, also macht mich das glücklich und locker. Andererseits wird auch die Erwartungshaltung größer. Silber haben wir in Peking als Mannschaft geholt, trotzdem wird jeder Einzelne von uns am Hang als Olympiazweiter vorgestellt. Also möchtest du auch besonders gut performen.“

Das klingt ein bisschen nach dem berühmten Zitat von Erich Ribbeck. In seiner kurzen, aber turbulenten Zeit als Bundestrainer, wurde Ribbeck mal nach den Auswirkungen der Platzverhältnisse auf ein anstehendes Länderspiel gefragt. Er lieferte ein Bonmot für die Ewigkeit: „Das kann ein Vorteil oder ein Nachteil sein, für uns oder für den Gegner!“

Auch Julian Rauchfuss, der Slalom-und Riesenslalomspezialisten (mit Liebe zum Parallelslalom!), muss ab und zu den Sport-Philosophen geben. Doch ganz genauso liebt er Klartext. Also gibt es eine zweite Antwort auf die Silber-Frage.

„Ganz ehrlich: Wenn ich vor einem Rennen auch nur eine Sekunde an die Medaille aus China denken würde, wäre irgendwas falsch. Konzentrieren auf den gesteckten Kurs, einzelnen Kurven oder Passagen noch mal vor dem inneren Auge abspielen und dann alles, alles, aber auch wirklich wegblocken.“

Er macht eine Pause, hebt den Kopf und sagt mit kristallklarem Blick: „Dann wird gebolzt ohne Rücksicht auf Verluste. Im Slalom und Riesenslalom lässt Du es einfach krachen. Zigtausend mal eingeübte Reflexe und Bewegungen, volles Rohr – und immer einer Haaresbreite auf der richtigen Seite des Risikos. Hoffentlich. Aber die Vergangenheit ist in diesen Momenten so egal wie nur irgendwas.“

Da ist sie wieder spürbar, die Faszination, das Suchtpotenzial und die Härte dieser Sportart. Schauen Sie sich das diesen Zoom aus einem der tollen Fotos von „Tirolfoto Spiess 2022“ an.

Julian Rauchfuss - die pure Entschlossenheit!
Julian Rauchfuss – die pure Entschlossenheit!

Sehen sie die Anspannung im Gesicht dieses sonst so ruhig daherkommenden Naturburschen? Diese wilde Entschlossenheit im Blick könnte einem fast Angst einjagen. Das ganze Foto strotzt vor Kraft, Entschlossenheit und – sorry, Julian – auch ein bisschen Verrücktheit.

Er lacht: „Ist schon gut. Aber es stimmt schon: Diese Millisekunde zeigt ganz gut, wie krass wir unterwegs sind. Das muss auch so sein. In der Weltspitze ist die Luft ganz dünn und jeder will weiter nach vorne.“ Das zeigte gleich der Saisonauftakt in Sölden, bei dem Julian mit der hohen Startnummer 55 bei extrem ungünstigen Bedingungen keine reelle Chance hatte, ein Glanzlicht zu setzen.

Unbirrt rattert er dennoch seine Ziele für den Winter 2022/23 herunter: „Ich will mit guten Resultaten meine Startnummer in den einzelnen Disziplinen verbessern, Weltcup-Punkte sammeln, einfach weiter nach vorne kommen. Dann habe ich den Parallelslalom am 13. November in Lech dick im Kalender markiert, weil ich dieses Format einfach liebe – und es auch bei der WM im Programm ist. Damit schon ausgesprochen, ich will mich für die WM in Frankreich qualifizieren – indem ich bei mindestens zwei Weltcups unter die ersten 15 fahre. Und wenn ein Rennen mal absolut perfekt läuft …“

Er lässt das Ende dieses Satzes in der eben beschriebenen „ganz dünnen“ Luft hängen. Aber wir sehen da ein Podest im Schnee stehen und Julian kommt gerade ins Bild 😇

Die Vorbereitung jedenfalls war genauso gut wie heftig. Eben noch die Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes Ende Mai beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue, dann schon wieder Grundlagen-Training. Kondition bolzen, Kraft aufbauen – im Gym, im gemeinsamen Training mit den Eishockey-Cracks von Red Bull München und bei Extrem-Wanderungen in seinen geliebten Bergen.

Layenberger-Produkte sind übrigens immer dabei. “Das 3K Protein Müsli Schoko-Nuss gehört zum Frühstück fest mit dazu. Und der Triple-Taste-Riegel Kokos-Vanille-Mandel ist mein Lieblings-Snack.” Genauso nutzt er aber auch die Palette der Fit+Feelgood FixFertig-Drinks. “Beim Training bleibt manchmal nur wenig Zeit für Verpflegung – und bei den Layenberger-Drinks weiß ich, dass ich meinen Körper optimal versorge.”

Aber zurück in den hochaktiven Sommer der alpinen Rennfahrer. Es folgte das Rad-Trainingslager nach Italien, „ganz wichtig auch fürs Teambuilding“. Und schließlich ging es mitten im Sommer in den argentinischen Winter.

Wobei die Anreise zur besten Sommer-Anekdote des Julian Rauchfuss wurde. Lassen wir ihn einfach erzählen. „Naja, ich dachte: Schön, dass es das 9-Euro-Ticket gibt. Das nehme ich dann einfach mal für die Anreise zum Flughafen nach München.“

Sommer-Impressionen mit Julian Rauchffuss. Im Gebirge, beim Training und beim Skifahren ist Layenberger immer dabei!
Sommer-Impressionen mit Julian Rauchfuss. Im Gebirge, beim Training und beim Skifahren ist Layenberger immer dabei!

„Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, dann mache einen Plan.“ Wusste schon Bertolt Brecht. In Memmingen war der Regionalzug so überfüllt, dass Julian mit seinem doch etwas sperrigen Marschgepäck auf dem Bahnsteig strandete. „Ich war echt geschockt, habe wie verrückt nach Alternativen gesucht. Aber es gab irgendwie keine Lösung für mein Problem.“

Die Taxifahrt, um doch noch den Flieger nach Frankfurt und weiter über Buenos Aires zu erreichen, war dann dem Vernehmen nach ein kleines bisschen teurer als neun Euro. Aber es ging alles gut! Nach insgesamt 32 Stunden und 28 Minuten Reisezeit – eine Stoppuhr lief mit! – traf der alpine Tross komplett und erleichtert in Ushuaia am Südzipfel Argentiniens ein.

Endlich wieder Schnee. Juchee!

„Die Stadt liegt am Meer, aber dahinter sind die Berge der Provinz Tiera Del Fuego. Wunderbar zum Trainieren und zum Tüfteln am Material. Wir haben x Dinge ausprobiert. Manchmal verändert man stundenlang den Sitz der Bindung Zentimeter um Zentimeter und die Neigung der Skischuhe millimeterweise – du versuchst einfach, die bestmögliche Kombination zu finden. Optimieren beim Trainieren – und das geht nur, wenn Du es krachen lässt.“

So ähnlich wie bei Testfahrten in der Formel 1, oder?

Der Rennfahrer auf Schnee statt Asphalt lacht bestätigend: „Genau. Aber wir testen garantiert keine Bremsscheiben!“

Es gibt kein schöneres Schlusswort für diese Geschichte.

Ungebremst rast Julian Rauchfuss in die neue Weltcup-Saison. Lass es krachen, Juli!

Titelfoto und Zoom: Tirol Foto Spiess 2022
Andere Fotos: privat

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