Caritas-Förderzentrum St. Christophorus: Die Engel aus der Logenstraße

Bianca sitzt an einem kleinen Tisch in der Cafeteria. Ein Glas mit heißem Tee vor sich, dick angezogen, obwohl es angenehm warm ist im Raum. Über der Corona-Maske blitzen helle Augen, die irgendwie gar nicht zu den Umständen passen wollen.

Denn Bianca ist eine von rund 120 Wohnungslosen, die hier im Caritas-Förderzentrum St. Christophorus betreut werden. Sie ist schon ein paar Tage hier. Sie war auch früher schon mal hier. Jeder der Mitarbeiter mag sie von Herzen – und doch ist das Ziel, dass sie vielleicht nicht mehr so oft vorbeikommt …

Peter Lehmann, Gesamtleiter des Förderzentrums, erzählt über Bianca – deren Namen wir natürlich geändert haben. „Eine feine, gebildete Person. Sie spricht mehrere Sprachen. Wir alle wünschen uns sehr, dass sie wieder festen Boden den Füßen bekommt.“ Dass die etwa 60-Jährige aktuell in der Logenstraße Zuflucht gesucht hat, ist eine dieser leider viel zu normalen, tragischen Geschichten.

Caritas-Kundenmanagerin Jasmin Rothe: „Scheidung oder Trennung. Jobverlust oder Krankheit. Dann oft Selbstbetäubung durch Alkohol oder andere Drogen und kein stabilisierendes Umfeld, das korrigierend eingreifen kann. Oder will. Jeder Mensch, den wir hier betreuen, hat eine individuelle und sehr persönliche Geschichte. Aber die Stationen, die zur Wohnungslosigkeit führen, sind oft dieselben.“

Was es genau bei Bianca war, gibt Peter Lehmann nicht preis. Er breitet die Arme aus, um die Bandbreite zu beschreiben. Manchmal ist es von allem etwas und davon viel zu viel. Manchmal ist das Leben des Lebens schlimmster Feind. Dann ist es egal, von welcher sozialen Höhe aus jemand in die Spirale nach unten geraten ist. Sicher ist nur: Ganz unten ist ganz unten.

“Wir urteilen nicht. Wer zu uns findet, trifft auf offene Arme und offene Herzen!”

Die Engel von der Logenstraße interessiert das „Woher kommst Du? Was ist geschehen? Wie konnte das passieren?“ nur am Rande. Jasmin Rothe: „Wir urteilen nicht. Wer zu uns findet, findet offene Arme und offene Herzen. Dieser Mensch soll erst einmal ankommen, soll spüren und daran glauben, dass wir für ihn da sind.“

Es gibt auch keine schlauen Sprüche zum Empfang. Denn jeder, der sich dieser Hilfsaufgabe verschrieben hat, kennt folgenden brutalen Satz: „Wer auf der Straße lebt, weiß viel mehr über die Straße als wir alle, die wir ihn dort wegholen möchten.“

Betrachten wir die Förderstation als ein „Hotel Zur Hoffnung“. Mit Personal, das mit der richtigen Ausbildung und unfassbarer Empathie für seine Gäste sorgt. Rund 120 zu jeder Zeit.

20 plus 20 plus 40 plus 40 lautet die Aufteilung meistens ungefähr.

Rund 20 Jugendliche im Alter von 16 bis 21 Jahren, die im oberen Bereich des Hauses an der Logenstraße und auf dem Caritas-Bauernhof in Trippstadt betreut werden. Im Drei-Schichten-Dienst kümmern sich Sozialarbeiter um die Mädchen und Jungen, die im Moment kein Zuhause mehr haben.

Ungefähr 20 Menschen sind in der Eingliederungshilfe, die für physisch oder psychisch Gehandicapte Wege zurück in eine (Teil)Selbstständigkeit zu finden versucht.

Doppelt so viele Wohnungslose werden von Spezialisten begleitet, um eine Rückkehr in den Arbeitsprozess zu schaffen. Jasmin Rothe: „Im Grunde ist das bei jedem Wohnungslosen das Ziel. Die Resozialisierungshilfe bündelt die Fälle, die schon auf dem Weg dorthin sind. Es klappt manchmal nicht beim ersten Versuch. Aber die übergroße Mehrzahl der Menschen bei uns kämpfen um eine Rückkehr in das so genannte normale Leben.“

Strenge Regeln im Haus: Keine Gewalt! Kein Alkohol! Keine anderen Drogen!

Dann gibt es die meist über 40 Übernachter und Wohnungssuchende, die wohl am ehesten dem klassischen Bild der Wohnungslosigkeit entsprechen. Seelen, die – oft nur auf Zeit – in Kaiserslautern gestrandet sind. Und die bis zu fünf Tage Zuflucht finden können.

Gerade hier ist Vertrauen und Hingabe wichtig. Erst einmal ankommen lassen und eine Beziehung aufbauen. Ärztliche und medikamentöse Versorgungen klären – darum kümmert sich der Caritas-Pflegemanager Frank Reinschmidt mit seinem Team. Wenn das gut läuft, können weitere Schritte angedacht werden.

Peter Lehmann: „Um als Anlaufstation funktionieren zu können, haben wir natürlich strenge Regeln. Keine Gewalt! Keine Aggression! Kein Alkohol und keine Drogen! Wer über die Schwelle in unser Haus eintritt, verpflichtet sich dazu. Was draußen passiert oder passiert ist – dem versuchen wir mit dem größtmöglichen Verständnis gegenüberzutreten.“

Mit seinen 25 Jahren Erfahrung in der Jugend- und Wohnungslosenhilfe weiß er: „Die Hilfe für Menschen in Not ist die Basis, auf der sich eine zivilisierte Gesellschaft aufbaut. So einfach ist unsere Mission zu erklären.“

Und so kompliziert ist sie dann in der Realität.

Wir haben viel gesehen und alles fragen dürfen. Wir wissen jetzt auch, dass die Caritas-Diözese drei Sozialkaufhäuser (Speyer, Germersheim, St. Ingbert) betreibt. Und wir haben gespürt, mit welchem Engagement für Mitmenschen gesorgt wird, die Hilfe brauchen.

Frohe Weihnachten bedeutet, das kein einziger Mensch allein sein sollte!

Bleibt nur noch eine letzte Frage an Jasmin Rothe: „Was bedeutet Frohe Weihnachten für Sie?“

Frau Rothe legt die Hände ineinander, schaut dem Fragenden klar und offen in die Augen: „Frohe Weihnachten bedeutet, das kein einziger Mensch allein sein sollte. Dass jene, die glücklich sind, jenen helfen, die es nicht sind. Für Frohe Weihnachten bedarf es gar nicht viel – solange es von Herzen kommt.“

Wir wünschen ein frohes, erfülltes und besinnliches Weihnachtsfest.

Danke, ihr Engel aus der Logenstraße!

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Die Layenberger Nutrition Group GmbH unterstützt das Caritas-Förderzentrum Kaiserslautern mit einer bedarfsgerechten Weihnachtsspende: Neben Layenberger-Riegeln haben wir dem Förderzentrum Duschhandtücher, warme Decken, Sporttaschen und GYMPbags-Zugbeutel übergeben. Das Titelbild dieses Blog-Beitrags zeigt Jasmin Rothe, Layenberger-Geschäftsführer Thomas Feierabend und Peter Lehmann vor dem weihnachtlichen Gabentisch im Förderzentrum in der Logenstraße.

Wenn auch Sie an das Caritas-Förderzentrum Kaiserslautern spenden wollen, dann unter
IBAN DE49 7509 0300 0600 0609 33 – Stichwort “Spende St. Christophorus”
Danke!

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