Julian Rauchfuss: Last-Minute-Ticket nach Peking!

Julian Rauchfuss erinnert sich noch gut an die Zeit, als seine Olympia-Begeisterung zum ersten Mal so richtig hochkochte. “Das war 2002”, erzählt der Alpin-Weltcup-Athlet aus dem Allgäu. “Damals war ich ein ski-begeisterter Bub, siebeneinhalb, aber die Winterspiele von Salt Lake City haben mich begeistert.” Er lacht: “Eigentlich erinnere ich mich nur an die vielen Farben und Eindrücke. Und, dass dieses Event zwei Wochen lang alles bestimmt hat.”

Acht Jahre später dann, in Vancouver, war Julian 15 Jahre alt, längst selbst im Rennzirkus unterwegs, und kann die Ergebnisse präzise von der geistigen Festplatte holen. “Den Riesenslalom der Frauen, als Viktoria Rebensburg mit einer Aufholjagd zum Gold gerast ist, den habe ich live vorm Fernseher miterlebt und sie natürlich angefeuert.” Auch die beiden Olympiasiege von Maria Riesch in der Abfahrt und Kombination zählt er auf.

Damals sah er aus 8380 Kilometern Entfernung zu – Luftlinie Allgäu nach British Columbia/Kanada. Und das sollte eigentlich auch für die Spiele 2022 in Peking (7890 km weit weg) gelten.

Doch dann, der 27-Jährige war gerade in Schladming und bereitete sich auf den Weltcup-Abendslalom vor, sickerte die Meldung durch: Deutschland bekommt noch einen Quotenplatz für einen weiteren Olympiateilnehmer – und das soll Julian Rauchfuss sein.

Olympiateilnehmer Julian Rauchfuss beim Weltcup in Kitzbühel.

“Verrückt, oder”, sagt er selbst. “Ich glaube es vermutlich erst, wenn mir ein Trainer die Akkreditierung in die Hand drückt. Oder wenn ich im Flieger sitze. In der einen Minute haben wir noch die Europacup-Rennen geplant, um während Olympia die Form für die zweite Saisonhälfte aufzubauen. Und in der nächsten Sekunde kommt dann diese Hammer-Nachricht.”

Er lacht: “Zuerst freust Du Dich. Und dann schoss mir der Gedanke durch den Kopf: China, da war ich ja noch nie. Das muss ich jetzt alles aufholen und mir eintrichtern. Auf Google Earth habe ich mir schon angeschaut, wo die Athleten wohnen und wie weit es bis zu den Rennstrecken ist.”

Nach zwei OPs half ihm Papa Manuel, die Liebe zum Skisport wiederzufinden

Hallo, Julian? Das sind nicht “die Athleten”! Du gehörst dazu: Julian Rauchfuss, Deutschland, Teilnehmer der Winterspiele 2022 in Peking.

Klingt gut. Aber wie bei jedem Leistungssportler ist so ein Glücksmoment auch damit verbunden, mal auf die ganze Ackerei und die Entbehrungen zurückzuschauen.

“Skifahren ist mein Leben”, erzählt Julian, “Aber mittendrin, 2011, hatte ich zweimal tierisches Pech mit schweren Schulterverletzungen nach eigentlich läppischen Stürzen. Ich weiß nicht, ob ich die Kraft zum Weitermachen gehabt hätte, wenn mein Vater mich nicht aufgefangen hätte.”

Papa Manuel steht selbst mehr als sauber auf den Brettern, startete schon bei FIS-Masters-Rennen (quasi der Weltcup der Altersklassen). Auch Mama Petra kommt flotter den Hang runter als die meisten andern. Bruder Fabian, natürlich auch ein Crack, komplettiert die Sportfamilie. Aber in Julians Krisenzeit hatte der Papa die goldene Idee.

“Du musst unfassbar präzise fahren – um es dennoch mit aller Macht krachen zu lassen!”

“Wir sind für sechs Wochen nach Neuseeland geflogen. Sozusagen ein privates Trainingslager”, schwärmt Julian heute noch. “Und dort habe ich meine Liebe zum Skifahren wieder entdeckt. Die Liebe zu diesem genialen Sport in herrlicher Natur. Die Liebe zu meinen Disziplinen, in denen du so unfassbar präzise fahren musst – um es dennoch mit aller Macht krachen zu lassen.” Er holt einmal Luft: “Mein Papa hat mir diese Liebe wieder klargemacht. Also habe ich die dunklen Stunden einfach abgehakt.”

Wer Julian Rauchfuss so hört, der versteht, warum er sich Jahr für Jahr näher an die Weltspitze herangekämpft hat. Warum er zu Beginn dieses Weltcup-Winters in allen drei Disziplinen – Slalom, Riesenslalom und Parallelslalom Weltcup-Punkte holte. Und warum wir als Firma Layenberger seinen Weg seit ein paar Wochen als Helmsponsor unterstützen.

Also gratulieren wir herzlich zur fast 100 Prozent feststehenden Last-Minute-Teilnahme an den Winterspielen in Peking.

Mögest Du, Julian, die Gewissheit bekommen, um dann am 4. oder 7. Februar – die “Alpinen Reisetermine” – im Flugzeug zu sitzen. Mögen Deine Tage prallvoll mit Erlebnissen, Athletenpower und Farbenpracht sein.

Und dann, wenn Du bei einem der Rennen im Starthäuschen stehst, dann, Julian:

Lass es ganz präzise einfach krachen!

Das Titelfoto schoss die Agentur “Tirolfoto Spiess”. Herzlichen Dank!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert